
11 Fragen an… Anastasia Grishutina
Anastasia Grishutina über Ihr Ritual vor jedem Auftritt und ein unvergessliches Konzerterlebnis
Was machen Sie tagsüber?
Ich lebe.
Ihr heißer Literaturtipp?
Harry Potter.
Mein persönliches Lied-Steckenpferd
Ich denke, es ist „Der Feuerreiter“ von Hugo Wolf auf Text von Eduard Mörike: eine unglaublich spannende Geschichte und geniale Musik! Ich habe immer Gänsehaut, wenn ich dieses Lied höre oder spiele.
Was ich der Welt mit dem Lied sagen möchte…
Du bist nicht allein.
Gehen Sie gerne wandern? Wo? Warum?
Ich gehe nicht so oft wandern, weil ich ziemlich faul bin. Aber wenn, wandere ich gern im Wald, weil es fast keine Menschen da gibt.
Ein Bild oder eine Skulptur, das ein Lied verdient?
Es ist zwar kein Bild und keine Skulptur, aber ich finde unglaublich stark und berührend die Szene aus dem Film „Four Weddings and a Funeral“, wo der schottische schwule Mann Matthew das Gedicht „Funeral blues“ von W. H. Auden auf der Beerdigung seines Freundes Gareth vorliest. Diese Szene verdient ein Lied auf jeden Fall.
P.S. „Funeral Blues“ wurde tatsächlich mal von B. Britten vertont, aber nach meiner Meinung, es ist ihm leider nicht besonders gelungen…
Thrilling Story behind – Ihr spannenstes Lied-Fundstück?
„Vöglein-Schwermut“ op. 33 Nr. 3 von Hans Gál auf Text von Christian Morgenstern. Es geht in diesem Lied um Melancholie, was mich sehr an den Film mit demselbem Titel von Lars von Trier erinnert. Die Musik ist magisch, in meiner Lieblingstonart es-moll und mit einer leichten Spur von Olivier Messiaen.
Ihr Ritual vor jedem Auftritt?
Ich bekreuze mich und sage „Gott, segne mich“.
Ein unvergessliches Konzerterlebnis?
Wenn es um meine Konzerte geht: ein Mal haben meine Kollegen Esther Valentin und Konstantin Paganetti und ich ein Konzert für die Gefangenen an der JVA Siegburg gegeben. Ich werde nie vergessen, was für eine Stille im Publikum entstand, als wir das Lied „Wie rafft ich mich auf in der Nacht“ op. 39 Nr. 1 von Johannes Brahms auf Text von August von Platen aufgeführt haben. In diesem Lied geht es um einen Mann, der plötzlich versteht, dass er sein ganzes Leben versäumt hat. Er steht auf der Brücke und guckt runter ins Wasser:
O wehe, wie hast du die Tage verbracht,
Nun stille du sacht
In der Nacht, in der Nacht,
Im pochenden Herzen die Reue!
Ob er am Ende springt und sich umbringt, entscheidet jeder für sich.
Ihre favorisierte Lied-Aufnahme?
„Frauenliebe und Leben“ op. 42 von Robert Schumann mit Anne Sofie von Otter und Bengt Forsberg (Deutsche Grammophon 1995). Sehr inspirierend!
Was wollten Sie als Kind später einmal werden?
Eine Superheldin.
Ihr letzter Ohrwurm?
„Komm süßer Tod“ von J. S. Bach.
Was würde uns in einer Zeit ohne das Lied verloren gehen?
Viele ergreifende und innige Geschichten zum Erzählen.
Welchen Rat würden Sie jeder/jedem jungen Liedstudent/in mitgeben?
Spiel und sing so, als ob du in das Lied verliebt bist, als ob du dieses Lied für dich zum ersten Mal entdeckt hast.