
Esther Valentin über ihre Rituale, bevor sie auf die Bühne geht, und was sie über Volkslieder denkt
Was machen Sie tagsüber?
Mein Tag startet mit einem Tee im Bett. Und ja, er wird mir gebracht! 🙂
Wenn ich nicht probe oder verreise, gehe ich mit meinem Hund spazieren, mache schöne Dinge, wie diesen Fragebogen beantworten und übe. Meine liebsten Stunden sind aber die, in denen ich koche. Also… nichts Spannendes. Ich höre sehr viele Podcasts. Manchmal zu viele für einen Tag…
Ihr heißer Literaturtipp?
Alles von Kristina Ohlsson. Obwohl ich im echten Leben ein totaler Angsthase bin, lese ich super gerne Thriller.
Mein persönliches Lied-Steckenpferd
Ich lerne, Lieder in vielen Sprachen authentisch zu singen. Dafür arbeite ich immer mit Muttersprachlern. Das macht Spaß.
Außerdem spannende Programme mit guten Moderationen zu gestalten. Ich glaube, man kann fast alles im Lied miteinander kombinieren. Man muss nur die richtige Geschichte im Kopf haben.
Was ich mit dem Lied sagen möchte…
Und ich sing für dich, damit du verstehst, wer ich bin.
Und ich sing für dich, damit du auch weißt, wer wir waren.
Valentin
Ich möchte alles sagen. Ich möchte Geschichten erzählen, die jeder kennt und auch solche, die keiner für möglich hält oder lieber darüber schweigt. Mit Liedern habe ich dazu uneingeschränkte Möglichkeiten. Ich möchte mit meinem Liedgesang etwas schaffen, woran man sich gerne erinnert.
Gehen Sie gerne Wandern? Wo? Warum?
Na sicher! Ich wohne in Weimar und habe den Thüringer Wald vor der Nase. Da sagt keiner so schnell nein. Außerdem freue nicht nur ich mich, sondern auch Hund und Mann. Für mich die beste Art mich bei Wind und Wetter zu bewegen. Das Gefühl eine Anhöhe hochzustiefeln und dann aufs Tal zu gucken. Unvergleichlich!
Ihre größte Freude beim Lied-Musizieren?
Programme ausdenken und kammermusikalisch zu arbeiten. Falls Sie auch interessiert, was überhaupt nicht meine größte Freude ist: Texte auswendig lernen. Aber wer mag schon alles an seinem Beruf… man macht’s halt. 🙂
Graben Sie gerne in Archiven?
Nein. Ich lerne Neues und Altes lieber übers Hören, Dokumentationen, Seminare oder Vorträge kennen. Wenn ich einen speziellen Hinweis bekomme, dann schaue ich mal nach. Aber sonst bin das absolut nicht ich.
Das schönste Volkslied?
Ich könnte mich nie für eines entscheiden. Ich liebe Volkslieder. Sie sind ein wichtiges Kulturgut und dem Leben so nah wie kaum etwas anderes. Vielleicht sollte ich öfter welche in Liederabenden singen.
Ihr Lieblingsort für einen Liederabend?
Ein romantischer Raum mit unkomplizierter Akustik und einem tollen Instrument. Ich möchte bis in die letzten Reihen flüstern können.
Ihr Ritual vor jedem Auftritt?
Ich lerne den Raum kennen, nehme mir viel Zeit für die Anspielprobe und akklimatisiere mich mit meiner Duopartnerin oder meinem Duopartner. Dann kommt meine wichtigste Zeit. Ich schminke mich, wenn es geht, immer vor Ort. So komme ich zur Ruhe und ganz zu mir. Ich verwandle mich ganz langsam in meine Bühnen-Esther. Habe ich mich dann in Schale geworfen, kommt meistens die nötige Nervosität, und ich mache nur noch Blödsinn. Entschuldigung an alle Pianist*innen, die mich in diesen Minuten ertragen müssen!!
Gucken Sie Fußball?
Aber und wie! Auch gerne mitgrölend im Stadion!
„Ja wir schwören Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhein,
Borussia unser Dream-Team, denn du bist unser Verein!“
(Borussia Mönchengladbach)
Was wollten Sie als Kind später einmal werden?
Clown. Ich glaube, ich wäre ein richtig guter Clown geworden. 🙂
Was würde uns in einer Zeit ohne das Lied verloren gehen?
Diese Zeit gibt es nicht. Lied spiegelt für mich die Realität und Fantasie der Gesellschaft wider. Die geht ja auch nicht einfach weg.
Wie stellen Sie sich das perfekte Liederabend-Publikum vor?
Laut lachend, weinend, erschrocken und kommunikativ. Ich liebe mein Publikum aber eigentlich immer. Auch, wenn ich hier und da mehr Energie brauche um es mitzunehmen.
Welchen Rat würden Sie jeder/jedem jungen Liedstudent/in mitgeben?
Sei mutig und probiere alles aus! Und lass dir nicht erzählen Lied würde aussterben, oder man könne nicht davon leben. Schaut doch diese Seite an!
Was schätzen Sie an der Szene der Lied-Liebhaber?
Die Anerkennung, dass Liedkunst Kammermusik ist und zu sehen, dass ich nicht der einzige Freak bin, was Lied angeht.
Vervollständigen Sie:
Jeden Morgen ein Lied, das macht den Unterschied.