2022 | Eros & Psyche
Liedduo: Karola Pavone und Boris Radulovic
Lieder von Franz Schubert, Jean Coulthard, Rita Strohl und Hugo Wolf
Es ist eine der ältesten Erzählungen der griechischen Mythologie und eine der wichtigsten Stationen in Ovids Metamorphosen: die Sage um die junge Königstochter Psyche, deren wunderschöne Gestalt den Neid der Venus entfachte, und um Venus´eigenen Sohn Amor (Eros), der eine zunächst schwierige Beziehung zu Psyche unterhält, bevor er schließlich mit ihr die Tochter Voluptas zeugt.
So entsteht aus der Verbindung von Liebe (Eros /Amor) und Seele (Psyche) die Wollust (Voluptas), ein Thema, das seit Tausenden von Jahren nichts an Wahrheit und Aktualität verloren haben dürfte.
Angelehnt (auch) an die Themen und nicht zuletzt die tradierte Ästhetik von Amor und Psyche entstand die Geschichte der jungen Bilitis. In sinnlich aufgeladenen Texten des französischen Dichters Pierre Louÿs geschildert, inspirierte sie nicht nur Claude Debussy zu kleinen Meisterwerken des Liedes; auch die ihrerzeit sehr erfolgreiche und später in Vergessenheit geratene Französin Rita Strohl schuf – anders als Debussy, der sich auf drei Texte beschränkte – zu Beginn des 20sten Jahrhunderts herrlich farben- und kontrastreiche Musik aus allen zwölf Gedichten. Musik, die die Uneindeutigkeit mancher Textvorlage genauso wiederspiegelt wie den großen Ambitus der darin enthaltenen Emotionen der jungen Bilitis, die sich, in immernoch kindlicher Naivität, im Verlauf dieser zwölf Gedichte zur Frau entwickelt – weil sie will, weil sie kann, und ein wenig auch, weil sie muss.
In den an Sapphos Dichtung angelehnten „Three ancient memories of Greece“ der kanadischen Komponistin Jean Coulthard klingen Erinnerungen an Liebe, Erotik, Musik und die flimmernde Lebenslust vergangener Tage mal luftig, mal mit dramatischen Aufschwüngen an – Themen, die der „Liebesdichter“ Anakreon, von J.W. Goethe und Hugo Wolf besungen, zu seinem Lebensthema machte.
In der Dichtung Johann Mayrhofers, von seinem Freund Franz Schubert häufig und einmalig empathisch vertont, verschmelzen schließlich Eros und Psyche, Liebe und Seele, Vergangenheit und Gegenwart in virtuoser Verwendung antiker Motive, um seinerzeit zensierte Gedanken, Sehnsüchte und Wünsche trotz Allem öffentlich vortragen zu können – wenn auch hinter der Maske bildungsbürgerlich kultivierter Liedkunst.