
Andreas Durban über das Musizieren in Seziersälen und Wandern in Köln-Mühlheim.
Was machen Sie tagsüber?
Projekte auf den Weg bringen, Moderationen oder Opernfassungen schreiben – und manchmal: auf meiner Klarinette Brahms spielen… was dazu führt, dass die Arbeit in den Abend rutscht.
Ihr heißer Literaturtipp?
Alles von Michel Houellebecq.
Ihr liebstes Kinderlied?
„Der Jäger aus Kurpfalz“ (im Kindergarten haben wir dazu getanzt).
Mein persönliches Lied-Steckenpferd
Alles von Joseph Marx
Was ich der Welt mit dem Lied sagen möchte…
…verdichte dein Leben.
Gehen Sie gerne wandern? Wo? Warum?
Vor meiner Haustür, in der Eifel könnte ich es, ich komme einfach nicht dazu! Aber in Köln-Mühlheim spazieren zu gehen, hat auch etwas…kontraststarke Atmosphärenbrüche….
Graben Sie gerne in Archiven?
Sehr gerne. Lied und auch Chor- und Ensemblewerke entdecken, das ist einfach spannend und aufregend. Mittlerweile ist ja unser aller Archiv das Internet, da grabe ich gerne für meine Moderationstexte aber hauptsächlich in meinen Bücherregalen!
Ihre größte Freude beim Lied-Musizieren?
Mit meinen Studenten und Studentinnen die philosophische und musikalische Botschaft eines Liedes herauszuarbeiten.
Das schönste Volkslied?
Maria durch ein Dornwald ging (und dazu bitte die Muttergottes in der Rosenlaube von Stefan Lochner anschauen, hängt im Wallraf-Richartz-Museum, Köln).
Ein Bild oder eine Skulptur das ein Lied verdient?
Skulpturen von Joseph Boys könnte man ja mal vertonen.
Ihr Lieblingsort für einen Liederabend?
Das Thyssen-Auditorium am Neumarkt besticht ästhetisch durch die gelungene Innenarchitektur aber faszinierend finde ich auch Orte, die mit dem Thema des Liederabends korrespondieren. Extremes Beispiel: klassische Lieder über Wiedergänger, Geister, Vampire etc. im Hörsaal der Rechtsmedizin in Köln, inklusive Führung durch die Seziersäle. Das war ein schön-gruseliges und ausverkauftes Konzert im Rahmen des Festivals „Musik in den Häusern der Stadt“.
Thrilling Story behind – Ihr spannenstes Lied-Fundstück?
Chopin: Zwei Leichen op. 74 Nr. 11…… wer hätte gedacht dass Chopin auch etwas für Negrophile komponiert hat….
Ihr Ritual vor jedem Auftritt?
Als Moderator: in meinem Texten streichen, streichen, streichen….
Gucken Sie Fußball?
Ich war einmal als sechsjähriger Junge in München mit meiner Großmutter im Olympiastadion und habe Franz Beckenbauer spielen gesehen, seitdem schaue ich kein Fussball mehr…
Ein unvergessliches Konzerterlebnis?
Ein Mauricio Kagel-Abend in der Kölner Philharmonie:
Während eines Musikstücks ging eine koreanische Frau mit der Sammelbüchse durchs Publikum, so stand es in der Partitur: das Gerassel des Geldes in der Büchse erfolgte auf genaue Taktzeiten, es hätte aber sicher auch eine Deutsche Frau oder ein Französischer Mann etc. machen können…
Ihre favorisierte Lied-Aufnahme?
Da ich regelmäßig Liedgestaltung unterrichte, genieße ich lieber live.
Was wollten Sie als Kind später einmal werden?
Tierpfleger im Affengehege – später habe ich Psychologie studiert, da mag man Parallelen sehen.
Ihr letzter Ohrwurm?
Lied der Mignon von Franz Schubert.
Was würde uns in einer Zeit ohne das Lied verloren gehen?
Die Dimension Poesie und Musik in zarter Berührung.
Wie stellen Sie sich das perfekte Liederabend-Publikum vor?
Von Jung bis alt, möglichst alle Generationen!
Welchen Rat würden Sie jeder/jedem jungen Liedstudent/in mitgeben?
Die Frage beantworten, wie ist das Publikum unter dreißig zu begeistern?
Was schätzen Sie an der Szene der Lied-Liedhaber?
Die Lust auf das Leise.
Vervollständigen Sie: “Jeden Morgen ein Lied …
…ist noch viel besser als jeden morgen ein Gedicht.“