Bevor ich angefangen habe zu singen, galt ich in meiner Heimat Polen als hoffnungsvolle junge Dichterin. Ich war sieben als meine ersten Gedichte in Kinderzeitungen erschienen und 17 als ich in einem der wichtigsten polnischen Literatur-Magazine, „Zeszyty Literackie“ veröffentlicht habe, neben großen polnischen Dichtern und Literaturnobelpreisträgern. Dann ist aber etwas passiert und ich konnte und wollte nicht mehr schreiben.
Ich wollte nur Singen und das Kunstlied ist genau der Ort, wo ich meine alte Leidenschaft für das Wort und die neue Leidenschaft für die Musik vereinigen konnte. Mich faszinierte von Anfang an, wie Gedichte durch die Musik ein neues Leben bekommen und wie sich die Farben und Qualitäten der Wörter verändern, wenn sie mit Melodien verbunden werden. Ich dachte, die Wörter, die man mit der Stimme im Konzertsaal oder im Theater zum Leben erweckt, sind machtvoller und prägnanter als die, die auf dem Papier bleiben.
Ich habe beschlossen, Sängerin zu werden, weil ich den Text durch Musik vermitteln wollte. Die Leidenschaft für das Theater kam erst etwas später. Heute bin ich hauptsächlich als Opernsängerin tätig, aber das Liedrepertoire ist immer für mich wichtig geblieben. Ich genieße die Intimität und die direkte Verbindung mit dem Publikum, die man nur in einem Liederabend hat und die unmittelbare Zusammenarbeit mit dem Pianisten oder der Pianistin. Hier hat man viel Freiheit und es ist eine schöne Abwechslung zur Arbeit im Theater, wo die künstlerischen Entscheidungen sehr oft ein Ergebnis von Kompromissen zwischen vielen Beteiligten sind. Und natürlich genieße ich den Vorbereitungsprozess, den ich immer wieder mit dem gleichen frommen Bezug zum Text anfange.
Die polnische Mezzosopranistin Marta Wryk ist eine international gefragte Opern- und Konzertsängerin, die seit einigen Jahren in Köln beheimatet ist. Ihre Engagements führten sie nicht nur nach Deutschland und ganz Europa, sondern auch nach USA, Kanada und Südafrika. Mit einem vielfältigen Lied- und Kammermusik-Repertoire war sie auch in der Kölner Philharmonie, der Tonhalle Düsseldorf, am Musiekzentrum de Biljoke Gent, an der Symphony Space in New York, an der Chopin Foundation in Miami und in Polen bei der Krzysztof Penderecki European Centre for Music in Luslawice und beim Internationalen Chopin Festival in Antonin zu hören. Sie ist 1. Preisträgerin des XVI. Internationalen Liedwettbewerbs in Gorizia, wo sie auch einen Sonderpreis für das interessanteste Programm erhielt.
Ihre besondere Leidenschaft für das Lied entwickelte sich aus ihrer engen Beziehung zur Poesie und Literatur. Marta Wryk ist selbst Dichterin und Autorin. Sie veröffentlicht regelmäßig in polnischen Zeitungen und Literatur-Magazinen und wurde für ihre Gedichte und Aufsätze oft ausgezeichnet.
Auf Opernbühnen in Köln, Wiesbaden, Bonn und Wuppertal, sowie in Polen und Frankreich hat sie Partien wie Cherubino, Dorabella, Annio, Zweite Dame, Wellgunde, Siegrune, Suzuki, Mercedes, Giannetta, Ascanio, Smeton und viele andere gesungen.
Wenn Marta Wryk nicht im Rahmen ihrer Konzert- und Opernengagements unterwegs ist, genießt sie es, in Köln mit dem Pianisten Tobias Koltun zusammenzuarbeiten. Der Fokus ihres Duos liegt auf französischer Musik (Duparc, Poulenc, Fauré) und den Liedern Robert Schumanns. Marta Wryk liegt auch der sängerische Nachwuchs am Herzen und vermittelt ihre Erfahrungen in Köln einer kleinen Gruppe Gesangschüler, mit denen sie an Stimmbildung und Interpretationsfragen arbeitet.
Marta Wryk studierte an der Frederic Chopin Musikuniversität in Warschau und an der Manhattan School of Music in New York. Weiteren Feinschliff holte sie sich in Meisterklassen unter anderem bei Tom Krause, Helena Łazarska, Ileana Cotrubas, Helen Donath, Stephanie Blythe, Elly Ameling, Roger Vignoles und Helmut Deutsch. Sie war eine Stipendiatin des Franz Schubert Institut in Baden bei Wien und der Richard Wagner Stiftung.