Im Salon mit Haydn, Beethoven, Salieri und Schubert
Liederabend mit Soetkin Elbers und Ulrich Eisenlohr am 20.4.2018
Wie ein Liederabend im gutbürgerlichen Salon geklungen haben mag können, sich die Besucher des Liederabends am 20. April 2018 im Konzertsaal der Hochschule in Aachen klanglich nun sehr gut vorstellen. Prof. Ulrich Eisenlohr stellte den Nachbau eines Fortepiano nach Johann Fritz (Wien, 1825) gleich zu Beginn vor und verwies auf ein paar klangliche Besonderheiten. Wie viele differenzierte Möglichkeiten sich dem Pianisten um 1800 mit der Erfindung des Hammerklaviers boten, gab dem Abend eine ganz besondere Atmosphäre. Dies war nicht zuletzt deutlich hörbar an allen Stellen, an denen mittels des zusätzlichen – vierten – Pedals eine ganz spezielle, „gedimmte“ Empfindung herbeigezaubert wurde: Der „Moderator“ ermöglicht einen Klangeffekt ähnlich dem der Dämpfer bei Streichinstrumenten. Auch schick anzusehen: das Nussbaum-Furnier mit Schellack-Handpolitur (mehr über den Instrumentenbauer Michael Walker).
Mit den Komponisten Haydn, Beethoven, Salieri und Schubert bekam der Flügel ein zeitgemäßes Klangkonzept angeboten. Schon bei den „Original Canzonettas“ Haydns ließen die in den Einleitungen entstehenden Stimmungsbilder, die Ulrich Eisenlohr mit dem Klavier ausleuchtete, der Sopranistin Soetkin Elbers viel gestalterische Flexibilität, so dass es eine große Freude war, den Liedern zu folgen.
Ein „Pianisten-Angebot“, das die Sängerin souverän, und mit viel Freude an den sensiblen Details, den ganzen Abend über annahm und das vielleicht in den Beethoven-Liedern am deutlichsten wurde: Ist doch ein „Ich denke dein…“-Andenken auf einem modernen Instrument kaum klangschön realisierbar, da statt graziler Akkorde wuchtige Klangbatterien die Interpreten schnell vor ein unlösbares Instrumenten-Problem stellen. In der dargebotenen Zartheit des sängerischen Ausdrucks, der dynamischen Flexibilität des Duos und der klanglichen Durchsichtigkeit im massiven Klavierpart waren die Beethoven-Lieder ein echter Hin-Lauscher. Niemand im Saal hat sicherlich die polternden Bässe eines modernen Klaviers vermisst, an deren Stelle nun massive Kulminationen erklangen.
Antonio Salieri eröffnete mit zwei „Divertimenti Vocali“ die zweite Konzerthälfte, zwei Lieder „für zu Hause“ von ausgesprochen schöner Galanterie. Mit „Drei deutsche Lieder“ verwies das Duo Elbers / Eisenlohr auch dezent darauf, dass der Kosmopolit Salieri Schubert unterwiesen hatte – und so schlossen die vier Schubert-Lieder nahtlos an. Schon nach dem ersten Lied – Ellens erster Gesang nach Walter Scott – gab es für die Sängerin Szenenapplaus für die packende Darstellung.
Konzeptionell klug gewählt verstand es Soetkin Elbers, die Imagination der Lieder auch hier mit schlüssiger Gestik zu unterstreichen. Kein Wunder, dass das Publikum eine Zugabe einforderte und mit einer zweiten „Forelle“ belohnt wurde.
Konzert am 20.4.2018
Text: Sabine Krasemann