“Die Leidenschaft zum Beruf gemacht”
März 2020
Mit Yuhao Guo sprach Elena Sebening
„Männer sind… und Frauen auch….“ übernimmt der Pianist Yuhao Guo die Vermittlerrolle zwischen zwei Verliebten. Warum das Lied so eine besondere Gattung ist und wie wichtig der richtige Duo-Partner ist, erzählt Guo im Liedwelt-Interview.
“Mit dem Loriot-Programm werden wir nicht nur Lieder und Arien präsentieren, sondern auch eine Dramaturgie aufbauen und eine Geschichte erzählen”, sagt Yuhao Guo. “Es geht um unterdrückte Gefühle, wie Männer und Frauen zusammenpassen, oder eben auch nicht, und warum sie sich ihre Gefühle nicht eingestehen”, so der 27-Jährige weiter. Durch die Dialoge und schauspielerische Elemente wollen sie das Publikum ansprechen und mitnehmen. “Zu jedem Gefühl gibt es Lieder und Duette um ihnen Ausdruck zu verleihen.”
Auch Passagen aus Shakespeares’ Hamlet würden zitiert: “Es ist einfach ein Potpourri zutiefst menschlicher Gefühle”, sagt Guo. Schließlich “kennen wir alle das Gefühl uns zu verlieben.” Dieses Gefühl und das Zögern dabei würde bei dem Abend pointiert und mit viel Witz gezeigt.
Mit Katharina Diegritz arbeitet der Pianist schon einige Jahre zusammen, genauso wie mit Benjamin Hewat-Craw. Er begleitet beide als Lied-Duo-Partner am Klavier. Über den Preis, den er im Januar mit Hewat-Craw gewonnen hat, freut er sich ganz besonders: “Es ist ein tolles Gefühl, dass wir so eine Bestätigung unserer Arbeit erfahren und versichert werden, dass wir eine entsprechende Qualität mitbringen”, freut sich Yuhao Guo. “Schließlich haben wir uns gegen viele andere tolle Duos durchgesetzt. Das ist eine große Ehre.”
Die Leidenschaft zum Beruf gemacht
Weiter bestärke es die Verbindung zu seinem Lied-Partner. “Wir sind gut befreundet und auch außerhalb der Arbeit verbringen wir gerne Zeit miteinander.” Bereits mit zweieinhalb Jahren bekam Guo sein erstes Kinderkeyboard geschenkt. “Und irgendwie klang es direkt nach etwas”, erzählt er. In der musikalischen Früherziehung bestätigte sich sein Talent für das Klavierspielen und so konnte er das Pre-College an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln besuchen: “Das war für mich das Beste, was es gibt. Mit Gleichaltrigen Zeit verbringen, die genau die gleichen Interessen haben”, schwärmt er noch heute.
Für ihn ist der Beruf des Musikers der beste, den es gibt. “Jeder Tag ist anders. Ich spiele Konzerte, ich unterrichte, ich bin musikalischer Leiter. Sogar der Alltag ist stets abwechslungsreich.” Somit habe er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.
Loriots Figuren erneut zum Leben erweckt
In der Grundschule hat Guo das erste Mal etwas von Loriot gesehen. “Sie haben uns ‘Das Ei ist hart’ gezeigt”, erinnert sich der Pianist und lacht. Bereits als Kind habe er den Humor verstanden und fand es witzig, wie die Menschen aneinander vorbeireden. “Natürlich entspricht das nicht genau dem Humor meiner Generation, aber es gibt irgendwo immer Berührungspunkte.” Besonders mit dem Programm könne noch einmal eine ganz andere Sicht auf den Humoristen präsentiert werden. “Wir haben daraus unser Ding gemacht, wir sind die Figuren und erwecken sie selbst zum Leben.” Loriots Art, Geschichten zu erzählen, sei einzigartig.
“Im besten Fall regt es die Besucher zum Nachdenken an und lässt sie trotzdem mit einem Lächeln nach Hause gehen.” Schließlich ginge es viel darum, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. “Trotzdem steht natürlich die musikalische Qualität und der Hörgenuss weiterhin im Zentrum”, betont Guo. Das Lied beschreibt er als eine “extrem intime Gattung”. Für ihn als Pianist sei die Arbeit mit Liedern sehr reizvoll. “Die menschliche Stimme ist unglaublich direkt und die entsprechende Intimität ganz anders berührend. Das in Kombination mit Meisterwerken von Goethe und Schubert – was kann es besseres geben?”
Außerdem sei die Arbeit mit Sängern stets ein Geben und Nehmen. “Es ist ein total angenehmes Wechselspiel. Es geht nicht ohne den jeweils anderen um diese Art von Musik zu machen.” Trotzdem würde das Lied als Genre oft unterschätzt werden. “Man muss sich darauf einlassen und mit Ruhe und Offenheit rangehen. Wenn das mehr Menschen tun würden, würde das Genre bestimmt wieder Aufschwung erleben.”
Herr Guo, wir danken ganz herzlich für das Gespräch!