
Anna Graf über ihre Liebe zu Volksliedern und was sie der Welt mit dem Lied sagen möchte
Was machen Sie tagsüber?
Ich lebe, genieße meinen Beruf und bin glücklich, so viele tolle Menschen um mich herum zu haben.
Ihr heißer Literaturtipp?
„Das geheime Leben des Salvador Dali“. Ich bin ein Fan von Biographien und finde die meisten sehr inspirierend.
Ihr liebstes Kinderlied?
Eins meiner Lieblingskinderlieder ist das Wiegenlied der Eisbärin aus einem sowjetischen Zeichentrickfilm „Umka“.
Was ich der Welt mit dem Lied sagen möchte…
Ich möchte ein Medium zwischen Damals und Jetzt sein und so den Zuhörern von heute die Musik von früher mit neuem Blick und neuem Empfinden in einem zeitgemäßen Kontext nahebringen, ohne dabei die Tradition zu vernachlässigen. Einfach zeigen, dass Themen wie Liebe, Leben, Selbsterkenntnis jetzt genauso aktuell sind wie vor 100 Jahren.
Gehen Sie gerne wandern? Wo? Warum?
Ja, ich bin generell sehr gerne draußen und zu Fuß unterwegs. Das hat etwas meditatives, man kann dabei sehr gut von alltäglichen Gedanken abschalten und einfach das Hier und Jetzt genießen.
Ihre größte Freude beim Lied-Musizieren?
Der ganze Prozess, von der Repertoiresuche bis zur Aufführung, ist eine große Freude. Aber das Schönste ist, dass man dabei nicht allein ist. Die Arbeit im Duo ist etwas ganz Besonderes. Man baut ein großes Vertrauen auf, und nur so kann man die Musik auf einer fast spirituellen Ebene in die Welt tragen.
Das schönste Volkslied?
Es gibt zu viele, um nur eins zu nennen. Volkslieder bedeuten für mich die Seele pur. Als ich noch klein war, habe ich in einem kleinen Dorf im Nordkaukasus gelebt. Die Volksmusik ist dort immer noch von einer großen Bedeutung und hat mich als Musikerin sicher sehr geprägt.
Ein Bild oder eine Skulptur, das/die ein Lied verdient?
Jedes Frauenportrait von Amedeo Modigliani verdient meiner Meinung nach sein eigenes Lied.
Ihr Lieblingsort für einen Liederabend?
Ich wollte schon immer ein Loft für einen Liederabend ausprobieren. Hohe Decken, große Fenster, Abendlicht, die Zuhörer sitzen bequem in ihren Sesseln und genießen die Musik. Nach dem Konzert gibt es dann Aperol und schöne Gespräche bis in die Nacht hinein.
Ihre favorisierte Lied-Aufnahme?
Das ist „Der Zwerg“ von F. Schubert, gesungen von Johannes Martin Kränzle. Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut.
Ihr Ritual vor jedem Auftritt?
Ich habe kein bestimmtes Ritual, mir ist aber sehr wichtig, am Tag des Konzertes oder einer Aufführung nicht zu eilen. In Ruhe essen, sich einsingen und schminken. Und ganz wichtig: sich darauf freuen, auf die Bühne zu gehen!