Interview mit Benjamin Hewat-Craw (2020)
“Verliebt in Loriot”
März 2020
Mit Benjamin Heat-Craw sprach Elena Sebening
„Männer sind… und Frauen auch….“ lautet der Titel des Loriot-Programms, in dem der Bariton Benjamin Hewat-Craw mitsingt. Im Gespräch erzählt er von seiner Beziehung zu dem deutschen Homoristen und warum in England diese Art von Sketchen nicht funktioniert.
Mit dieser Liebesthematik schaffen wir es, viele unterschiedliche Genres zu vereinen”, sagt Benjamin Hewat-Craw. Der Baritonsänger zog vor fünfeinhalb Jahren aus England nach Deutschland. Erst lebte er in Darmstadt, dann ging er für das Studium an der Hochschule für Musik und Tanz nach Köln: “Ich liebe Köln und die musikalischen Möglichkeiten. Das hätte mir in England immer gefehlt.” Hier würden viele Menschen mit großer Affinität zur klassischen Musik aufeinandertreffen: “Ich bin genau am richtigen Ort”, ist er sich sicher.
„Wir werden energische Lieder, Operetten und Musicals interpretieren”, sagt der 26-Jährige. Zwischen den Stücken gebe es Dialoge, um dem Ganzen eine Form zu geben. “Der Mann und die Frau möchten zusammenkommen und schaffen es am Ende auch. Den Weg dahin erzählen wir durch Musik und Dialoge.”
In dem rund zweistündigen Programm würde der Konjunktiv der Liebe gezeigt und auch, wie frustrierend es manchmal sein kann. Den ersten Kontakt zu Loriot hatte Hewat-Craw vor vier Jahren, als er einen Freund zu Weihnachten besuchte. “Der Humor ist ganz anders als der englische, einfach sehr deutsch. Ich musste mich erst einmal darauf einstellen”, gesteht er. Doch bei einem Liederabend könne man so etwas wunderbar inszenieren. “Während eines Auftrittes ist man emotional wie nackt. Man muss sich öffnen, um die Gefühle transportieren zu können. Doch auch nicht zu sehr, sonst kann man nicht mehr singen. Es ist die Kunst, die beiden Pole ständig in Balance zu halten.”
Erste Auszeichnung an der Hochschule
Gemeinsam mit Katharina Diegritz und Yuhao Guo wird der Musiker den Liederabend bestreiten, er kennt beide seit einigen Jahren. “Katharina habe ich an der Hochschule kennengelernt und Yuhao durch einen gemeinsamen Freund”, erzählt er. Mittlerweile ist Guo seit einigen Jahren Hewat-Craws Liedpartner und er ist sich sicher: “Es ist nicht nur die Musik die uns zusammenhält.” Im Januar haben die beiden den hochschulinternen Preis des Lied-Wettbewerb der Hochschule für Musik und Tanz für das beste Lied-Duo gewonnen. “Es war ein sehr schönes Gefühl, nachdem wir dreieinhalb Jahre zusammen gearbeitet haben macht es viel aus, wenn sich die Arbeit so auszahlt”, sagt der Baritonsänger und strahlt.
Denn obwohl es viele Pianisten gebe, die eine ganz andere Vorstellung vom Lied haben, würde er mit Yuhao in die gleiche Richtung denken. Mitte März nehmen die beiden in einem Kloster ihre Interpretation der Winterreise auf. Vor knapp einem Jahr haben die beiden nach sechsmonatiger Vorbereitung erstmalig den Zyklus vor Publikum präsentiert.
Hewat-Craw beschreibt das Lied als detailliert und sehr intim. “Poesie ist schön und hier kann man zu zweit daran arbeiten und alles selbst entscheiden. Wirklich – eine ganz einzigartige Musik”, betont er. Schließlich gebe es immer eine Geschichte dahinter, die oft ganz dicht mit Bedeutung seien. “Mit neuen Programmen wie diesem hier über Loriot bleibt die klassische Musik frisch und unsere Aufgabe als Künstler ist es, stets etwas Neues anzubieten. Denn wenn man nichts Neues zu sagen hat, kann man es auch lassen.” Er findet: “In den ältesten Werken kann man oftmals die neuesten Richtungen finden.”
Sein Vater arbeitete nebenberuflich als Tenor und so kam Hewat-Craw schon früh mit der Musik in Berührung. “Ich habe bei meinem ersten Geburtstag ‘Happy Birthday’ gesungen”, erzählt der 26-Jährige. Seine Version ohne instrumentale Begleitung habe bereits damals seine Begabung offenbart. Noch heute ist die Musik seine große Leidenschaft und für die kommenden Monate und Jahre stünde noch einiges an Projekten an. “Ich habe vor in Deutschland und insbesondere in Köln zu bleiben.”
Das Loriot-Programm zeigen Benjamin Hewat-Craw, Katharina Diegritz und Yuhao Guo voraussichtlich im Juni 2020 oder im Herbst. Für die zweife Jahreshälfte und insbesondere 2021.
Herr Hewat-Craw wir danken ganz herzlich für das Gespräch!