
“Das Lied ist für mich eine der schönsten und natürlichsten Arten mit Menschen in Kontakt zu treten.”
13. März 2019
Mit Konstantin Paganetti sprach Elena Sebening
Konstantin Paganetti ist 23 Jahre alt und studiert an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln Gesang. Am 8. Mai 2019 ist der Bariton in einer Jacques Offenbach Revue im Kölner Domforum zu hören, die im Rahmen des Liedsommer 2019 geplant wurde. Im Interview erzählt er von seinen ersten musikalischen Berührungspunkten und was das Lied für ihn bedeutet.
Der Bariton Konstantin Paganetti wuchs in einem musikalisch geprägten Elternhaus in Neuwied am Rhein auf. Der 23-Jährige studiert seit 2015 an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln Gesang bei Christoph Prégardien. Paganetti ist gefragter Solist und Ensemblesänger und verbrachte bereits Zeit bei Chorproben und Gesangstunden, bevor er sprechen konnte.
„Meine Eltern sind Kirchenmusiker und haben viel für Alte Musik übrig. Schon als Kind wurde ich von ihnen an das Kunstlied herangeführt“, erzählt er. Der musikalische Geist der historischen Aufführungspraxis liegt Konstantin besonders am Herzen. Nachdem er in den Kinderchören seiner Mutter gesungen hatte, wirkte er in der Kantorei St. Matthias Neuwied mit. Weitere musikalische Impulse erhielt er vor allem von seinem Vater im Kammerchor Neuwied, aber auch im Landesjugendchor Rheinland-Pfalz und im Kölner Kammerchor von Peter Neumann.
Mit der Zeit entwickelte Paganetti ebenfalls ein großes Interesse für historische und moderne Tasteninstrumente. Regelmäßig setzt er in Liederabenden auch seinen Hammerflügel als Begleitinstrument ein. Vor allem die außergewöhnlichen Klangfarben der alten Instrumente reizen ihn sehr. „Besonders spannend wird es, wenn man in einem Konzert beispielsweise Mozart-, Haydn- und Beethoven-Lieder auf einem Instrument der Wiener Klassik und romantische Kunstlieder auf einem modernen Konzertflügel präsentieren kann. Das ist zwar sowohl für mich als Sänger, als auch für den Pianisten eine große Herausforderung – für das Publikum aber eine willkommene klangliche Abwechslung und Differenzierung. Wir dürfen da nie aufhören neue Wege zu gehen“, findet der Sänger.
Neben Cello- und Klavierunterricht begann er vor zehn Jahren Gesangsunterricht bei seinen Eltern zu nehmen. Mittlerweile studiert er an der Kölner Musikhochschule Gesang und freut sich, die künstlerische Ausbildung mit all ihren praktischen Einheiten und dem individuellen Einzelunterricht dort genießen zu dürfen. „Wir haben in den letzten Semestern des Bachelors viele Möglichkeiten und Freiheiten.“ Konstantin Paganetti wird voraussichtlich 2020 seinen Bachelor beenden. Wo er sein Studium im Master weiterführen wird, steht noch nicht fest.
Kammermusik in Reinform
Klar ist jedoch, dass er sich auch in Zukunft intensiv mit der Gattung Kunstlied beschäftigen wird. „Das Lied trifft den Menschen ganz unmittelbar und wenn man sich als Zuhörer nicht komplett verschließt, können wir Künstler zusammen mit dem Publikum neue Welten entdecken. Dann berühren uns die Lieder auf intensive Weise“, sagt der 23-Jährige. Für ihn ist das Lied „Kammermusik in Reinform“ und „eine der schönsten und natürlichsten Arten mit Menschen in Kontakt zu treten und zu kommunizieren“. Durch das Lied könne man sich auf unterschiedlichste Weise verwirklichen. Sowohl die Beschäftigung mit den Liedtexten, als auch das Erarbeiten großer Liedzyklen sei stets eine erfüllende Herausforderung. „Ich frage mich dann immer was mit dem lyrischen und erzählenden Ich passiert, möchte den Text durchdringen verstehen, bevor ich ihn selbst interpretiere“, sagt Paganetti.
Einen Zugang müsse man selbst finden, ob durch den Text oder die Musik. Eine große Ehre sei für ihn die künstlerische Zusammenarbeit mit anderen Liedgrößen wie den Pianisten Michael Gees und Christoph Schnackertz, mit denen er 2018 erstmalig zusammen Liederabende gestaltete. Als weitere musikalische Höhepunkte beschreibt er seine Aufführungen der Winterreise von Franz Schubert zusammen mit dem Pianisten Eric Schneider im Jahr 2017.
„In den letzten fünf Jahrhunderten europäischer Musikgeschichte wurde unfassbar viel gute Musik geschrieben, ich entdecke immer wieder Neues.“ Die Musik und die Beschäftigung mit Liedern habe ihm durch unterschiedliche Lebensphasen geholfen. „Die Musik gehört zu den wenigen Dingen des Lebens, die einen nie im Stich lassen und immer für einen da sind. Das ist schon ein ganz großer Luxus.“
In neue Charaktere schlüpfen
Am 8. Mai 2019 wird es im Kölner Domforum die Premiere einer Jacques Offenbach Revue geben. Gemeinsam mit Schauspielern wird der Abend kammermusikalisch inszeniert und bringt die Charaktere lebhaft in eine ganz neue Operette auf die Bühne. „Auf Stichwort schlüpfen wir in unterschiedlichste Rollen“, verrät Paganetti.
Neben dem Lernen für die Hochschule und neuem Repertoire sowie Proben seien auch Auszeiten wichtig. „Da aber alles viel Freude macht und genau das ist, was ich machen möchte, investiere ich gerne meine Zeit“, so der Bariton. Der Kontakt mit Kollegen und die vielfältigen Möglichkeiten und Arbeitsfelder als Lied- und Konzertsänger machen für ihn den Reiz seiner Arbeit aus. „Meine Eltern haben mich zum Glück immer auf meinem Weg unterstützt.“
In Zukunft möchte sich der 23-Jährige auch weiterhin mit dem Lied auseinandersetzen: „Es ist privat und unmittelbar, möchte Menschen berühren und Welten entdecken“.