
„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt…“
Jeden Sommer freut sich der Liebhaber der Gesangskunst auf ein Festival : Auch dieses Jahr findet seit dem 30. Juni das Festival „RheinVokal“ statt. Auf SWR-Hoheitsgebiet am Rhein beheimatet ist das Festival bekannt für ganz außergewöhnliche Spielstätten und vielfältige Veranstaltungsformate.
Konzerte hoch über dem Westerwald
Der Liederabend von Sarah Wegener und Cornelis Witthoeft nun am 30. Juli fand bei traumhaftem Wetter auf Schloss Montabaur statt.
Das gelbe Schloss thront über der Kreisstadt Montabaur, deren hübsche Altstadt vor und nach dem Konzert zum Verweilen einlud.
Ein geschichtsträchtiger Ort
Schloss Montabaur ist ein geschichtsträchtiger Ort: sie geht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Zwischen 1687 und 1709 entstand dann die Schlossanlage, wie sie sich heute noch präsentiert.
Noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts diente sie den Trierer Erzbischöfen als Residenz und wurde nach der Flucht vor den französischen Revolutionsheeren schließlich Jagdschloss der Herzöge von Nassau. Ab 1851 hatte das Schloss zunehmend institutionelle Bedeutung und war Landratamt und Verwaltungssitz des Regierungsbezirks Montabaur. Inzwischen wurde das Schloss von der Akademie Deutscher Genossenschaften gekauft und ist nun Tagungs- und Seminarzentrum.
Im Liederabend von Sarah Wegener und Cornelis Witthoeft ging es allerdings weniger um die ganz praktischen Dinge des Lebens, sondern ‚um’s Gefühl‘. „Lied vom Glück“ war der Titel des Konzerts, das im historischen Rittersaal mit seinen wunderbaren Deckenfresken von Lazarus Maria Sanguietti stattfand.
Waldseligkeit in vielen Varianten
Zeitlich beschränkten sich die Musiker auf das 19. und frühe 20. Jahrhundert, präsentierten in ihrem Programm jedoch die verschiedensten Aspekte und Stile der Zeit. Um das Glück und worin man dieses findet, ging es im ersten Block des Abends, der noch hochromantisch anklang.
Besonders spannend machte den Verlauf des Abends die Gegenüberstellung von Mehrfachvertonungen. So war beispielsweise Detlev von Lilliencrons Gedicht „Glückes genug“ in den Vertonungen von Richard Strauss und Max Reger zu hören, die „Waldseligkeit“ von Richard Dehmel gleich in vier Vertonungen von Alma Mahler, Max Reger, Richard Strauss und Joseph Marx.
Während in diesen Texten ganz fein mit den Parallelen der inneren Gefühlswelt zur Natur gespielt wird, so endete der erste Teil doch verschmitzt und ‚tierisch‘ mit Engelbert Humperdincks Liedern „Die Lerche“ und „Die Schwalbe“, was wohl auch die hauseigene Schlosskatze mitgehört hatte.
Von Sehnsucht, Feen und verfressenen Drachen
Sarah Wegener und Cornelis Witthoeft, die sich bereits im ersten Teil als eingeschworenes Team erwiesen hatten, bei dem jeder Ton und jede noch so feine Nuance ‚zwischen den Notenlinien‘ saß, begeisterten auch im weiteren Verlauf des Abends: Nach Skandinavien ging es mit Jean Sibelius und Edvard Grieg.
Von Sehnsucht und Melancholie waren die Lieder geprägt. Von englischem Humor, märchenhaften Feen und gierigen Drachen mit Kuchenunverträglichkeit war im folgenden Block zu hören, in dem auch das Glück abseits der Zweisamkeit besungen wurde.
Cheek to cheek
Wunderbar erzählerisch präsentierte Wegener diese Lieder. Mit viel Humor ging es weiter mit Paul Dessaus „Der Adler“ und „Die Kellerassel“, bevor der Abend mit Friedrich Hollaenders „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ und Irving Berlins „Cheek to cheek“ zu Ende ging.
Bei letzterem durfte das begeisterte Publikum – trotz Rundfunkmitschnitts – in den Refrain einfallen. Obschon die besondere Landschaft und der laue Sommerabend nach draußen lockten, mussten Sarah Wegener und Cornelis Witthoeft und noch zweimal nachlegen, bevor das Publikum sie gehen ließ.
Text und Bild: Verena Düren
Das Konzert
Der Veranstalter